Flucht nach vorn

Sie nimmt ihn in die Arme, legt ihr Herz gleich dazu,
für immer ihr Baby – hoffentlich geht alles gut.
Dieser Ort,
einst hell und voller Freude,
heute lebt hier Dunkelheit und klaut den Menschen ihre Träume.
Nur weg. Weg. Denn bleiben heißt auch sterben.
Voll Schmerz, der Kopf, die Brust.
Nur Scherben, überall nur Scherben.

Er nimmt ihre Hand, weil er fühlt, was sie bewegt.
Mama, alles in mir voll von Angst,
ich lächel, damit deine Welt sich weiterdreht.
Ich werd ihn gehen, diesen Weg
zu diesem Boot
und weiß, was sie sagen:
„Ganz leise lebt der Tod auf Wellen dieser Zeiten,
doch besser dort die Flügel breiten, statt hier mit leeren Augen
durch die Trümmer der Gegenwart in eine fehlende Zukunft schreiten.
Er steigt ein.

Und er will dieses Leben, eins dass du oft beklagst
Und er weiß auch zu schätzen, wonach du nicht mal fragst.
Und er will Liebe, Freiheit und Sein.
Doch er scheitert an Grenzen. Kein Weg hinein. Kein Weg hinein.
Ein Blick zurück, die Heimat geht unter.
Seine Welt. Seine Welt ist auch unser.
Flucht nach Vorn.

Ein Traum von Städten aus glitzernden Bildern,
auf vielen davon liegt nur ein Filter, so wirken Wirklichkeiten milder.
Sätze über Toleranz, Frieden, über Nächstenliebe.
Das Hinterfragen – unerkannt, es geht um Wohlstand, Seitenhiebe.
Westliche Würde, Sicherheit- er weiß nicht, was das ist.
Er war als Kind schon ein Soldat, du stirbst wenn du nicht schießt.

Wir tragen diese Worte vor uns her, doch fällt es uns noch schwer, jedes davon auch zu leben.
Die Hand zu heben und hinzuhalten, statt aus Prinzip
begrenzende Gesetze zu verwalten.
Und er hat schon soviele Menschen sterben sehen.
Jetzt hier in diesem Boot, soll alles nocheinmal geschehen.
Er fühlt dieses Leben und das will raus,
doch da sind wir und halten es auf.
Flucht nach vorn.

Und er will dieses Leben, eins dass du oft beklagst
Und er weiß auch zu schätzen, wonach du nicht mal fragst.
Und er will Liebe, Freiheit und Sein.
Doch er scheitert an Grenzen. Kein Weg hinein. Kein Weg hinein.
Ein Blick zurück, die Heimat geht unter.
Seine Welt. Seine Welt ist auch unser.
Flucht nach vorn.

Alles still. Wellen geleiten den Schutt,
er fragt was Gott noch von ihm will.

Auf Anfang, ganz von Vorn.
Es kommt auf uns an, auf Liebe – nicht auf falschen Zorn.
Denn er hat Leben im Blut, genauso wie du.
Hat`ne Mama und Tränen und Steine im Schuh.
Kommt aus Zeiten, die du nur in Filmen siehst.
Er flüchtet vorm Tod aus Kriegen, während du zu oft aus Nichtigkeiten fliehst.
Sein zu Hause. Kaputt. Nichts mehr zu tun.
Morgens Asche. Abends Unruhen.
Du an seiner Stelle, was würdest du tun?
Flucht nach vorn.
Durch Marionetten und Hehler,
ich frage dich nach diesem Unrecht durch Menschen,
denn Schöpfung an sich macht keine Fehler.

Und der Vorhang fällt ins Publikum, direkt zu dir.
Bahnt sich seinen Weg, in unser allem „Hier“.
Ob wir ihn sehen, liegt an jeder Verbindung,
denn daraus entwickelt sich, mein und dein Anteil an dieser Schöpfung.

Und er will dieses Leben, eins dass du oft beklagst
Und er weiß auch zu schätzen, wonach du nicht mal fragst.
Und er will Liebe, Freiheit und Sein.
Doch er scheitert an Grenzen. Kein Weg hinein. Kein Weg hinein.
Ein Blick zurück, die Heimat geht unter.
Seine Welt. Seine Welt ist auch unser.
Flucht nach vorn.

 

                                                                              Manoni