Auf dem Weg

Der erste Schritt ist immer der Schwierigste.
Vorne ist zu weit weg. Weit weg ist näher, als ich glaube. Mein Glaube sucht Vertrauen.
Was, wenn ich es nicht schaffe?

Der erste Schritt ist nicht immer der Schwierigste.

Manchmal ist es auch der Zweite oder der Dritte oder die Vielen danach. Es lohnt sich dennoch oder gerade deshalb, einen Fuß vor den anderen setzen. In jeder Minute, in jeder Stunde, an jedem Tag. Seit Monaten, Jahren, Jahrzehnten.
Ein halbes oder schon ein ganzes Leben lang. Los-Gehen. Vielleicht nicht in ständiger Klarheit. Vielleicht mit Zweifeln im Herz und flauen Gefühlen im Bauch. Aber dennoch. Los-Gehen, trotz Hürden, Herausforderungen und unwegsamen Gebieten. Los-Gehen, obwohl andere dich davon abbringen möchten. Los-gehen, weil etwas in dir sagt, dass du nur das tun kannst. Weil es eine Wahrheit in dir gibt, die gelebt werden möchte. Weil es eine Geschichte gibt, die erzählt werden will – auf deine Weise.

Auf demWeg hierher sind dir Gefährten und Andere begegnet. Die, deren Worte oder Taten so unter deine Haut gingen, dass du entscheiden musstest, ob du mit ihnen untergehen oder ohne sie weitermachen willst. Auch wenn sich das nicht fröhlich anfühlte, es hatte Sinn.
Sie haben dich gefordert. Nach deiner Größe gefragt. Deine Mitte gesehen. In deiner Weite nach deinen Grenzen gesucht.
Alles dehnbar, auch du. Worte sagen oft etwas über die Be-grenzungen der anderen, nicht über deine eigenen. Du kannst das loslassen. Grenzen-Los-Gehen, wenn du willst.
Denn es gibt auf diesem Weg auch die, die deine Hände halten und hielten. Deren Energie wie Treibstoff war und ist.
Leuchttürme.
Menschen, die in schwierigen Situationen Schatten oder Wärme spenden, Menschen die das eigene Gewicht erleichtern, wenn man zu sinken droht und deren Blick sich immer am Ausgang ausrichtet. Menschen, die dich über Wasser halten und dir gleichzeitig sagen, dass du diese Strecke alleine schwimmen musst. Die Summe der Menschen, die an deinem Leben teilhatten oder teilhaben. Gute und auch nicht so gute Erfahrungen, in allem eine Perle, die du einsammeln darfst.

Alles ist für etwas gut. Jeder Begegnung. Jede Situation. Jeder Wink. Er führt einen Schritt weiter auf dem Weg, auf dem ich werde, wachse und bin. Einen Großteil der Dinge in meinem Leben erschaffe ich selbst. Und mit jedem Schritt, den ich gehe, zeige ich etwas – nicht nur für mich, sondern auch für diese Welt. Ich gebe ihr eine Idee, wie sie sein könnte und wie sie für mich sein sollte. Ich bestärke, was bleiben darf und frage nach dem, was noch kommen kann. Und dabei kann ich aus meiner Sicht nichts Besseres tun, als selbst Schatten und Wärme zu spenden, Schwere mit-zu-tragen, meinen Blick nach dem Licht auszurichten, Köpfe und Herzen über Wasser zu halten, um gleichzeitig zu sagen, dass diese Strecke allein geschwommen werden muss. Das der erste Schritt allein zu gehen ist, der Zweite oder Dritte vielleicht auch.
Mit dem Vertrauen und dem Wissen, dass ich nicht allein bin. Es gibt etwas Verbindendes zwischen uns. Etwas, dass viel größer ist als wir und gleichsam in seiner Summe nicht komprimierter sein könnte.
Wir sind Menschen. Und wir brauchen uns. Nelson Mandela hat einmal gesagt, dass mutig nicht der ist, der keine Angst hat – sondern mutig ist der, der sie überwindet.
Alles darf sein. Manchmal ist auch die Angst Treibstoff.
Möge jeder von uns durch Worte, Gesten und Taten einen Anker im Leben bilden, der anderen beim Halten hilft.

Manoni