Die Herausforderung

Manchmal fühle ich mich wie abgeschnitten von mir, meinem Inneren und Vielem, das mich umgibt. Und dann sehne ich mich nach Tiefe und Nähe – aber ich gehe auf Distanz. Ich suche nach Freude und Leichtigkeit – aber schleife meine lang gezogenen Mundwinkel hinter mir her. Ich will meiner Größe folgen und mache mich klein.

Ich bin im Laufe meines Lebens ziemlich gut darin geworden, mich selbst zu sabotieren. Mich vom Weg abzubringen, indem ich in alte Muster falle, die auf noch viel älteren Glaubenssätzen aufbauen. Ich brauche keinen Kritiker, ich habe mich! Ich bin hart im Nehmen und verlange viel von mir. Früher habe ich das in andere Schuhe geschoben. Heute weiß ich, dass die Dinge aus mir entstehen und ich sie kreiere. Ich weiß, dass der Großteil, der sich in meinem Leben zeigt, ein verlängerter Arm meines Denkens ist. Das ich damit – und mit meiner inneren sowie äußeren Sprache – meine Wirklichkeit forme. Und da muss ich mich doch manchmal sehr über mich wundern. Wie begrenzt ich mich anstelle, obwohl ich all das weiß. Wie kann das sein?

Weil ich mir noch nicht genug traue. Weil ich mein Herz manchmal vom Rest meines Seins trenne. Weil ich gelernt habe, Beweise zu wollen. Weil ich Beweise will!
In Echt und so.
Mit Anfassen.
Mit Stempel von irgendeiner Behörde.
Oder einem im Chor gefällten Konsens, der mir vermeintliche Sicherheit gibt. Oder einer Urkunde. Oder irgendetwas, dass ich mir ins Portemonnaie legen oder an die Wand nageln kann. Sicherheit. Sicherheit. Sicherheit.
Und ich weiß, dass es sie so nicht gibt. Dass sie ein Konstrukt in meinem Kopf ist, dem ich nachjage. Aber ich tue es dennoch. Wie der Hase der Möhre hinterherläuft.
Ha.
Und wenn ich mich so richtig schön daran festklammere und nicht loslassen will und fest bin in mir, kann ich darauf vertrauen, dass das Leben für mich sorgt und mir – wenn es sein muss auch mit Nachdruck – in die nächste Erfahrung verhilft. Denn in der Mehrzahl der Fälle kommt dann sinnbildlich eine anabolikakonsumierende Person auf mich zu, nimmt mich in die entsprechende Beingrätsche, ich fühle mich daraufhin als Opfer und mache`ne Schwalbe. Dafür kriege ich gelb/rot, muss vom Platz, der Rasen ist hin, meine Knie auch und ich hab` mir was eingeklemmt. Kopf schütteln auf der Tribüne, sich vom Trainer vollnölen lassen, hinsetzen und dann das eigene Handeln reflektieren.
So in etwa.
Anschließend bisschen mit dem Handtuch über den Schweiß tupfen und wieder raus aufs Spielfeld. Kein Ponyhof. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.
Worauf ich hinaus will?

Auf das viel besungene Lied, statt dem Verstand der inneren Stimme zu vertrauen und mit der inneren Führung zu gehen. Wieso?
Weil sie sehr oft sehr wahr ist. Weil du wahr bist. Weil ich wahr bin.
Eine große Schwierigkeit ist aus meiner Sicht, der Anspruch, den wir an das Folgen der Intuition knüpfen – nämlich, dass es gut, fröhlich und schön sein muss. Aber das ist es nicht immer. Es fühlt sich auch mal beschissen an. Es klappt auch mal überhaupt nicht. Das sagt jedoch noch gar nichts.
Denn es geht immer um Entwicklung, um Wachsen und Werden – da gibt es dann auch mal Wachstumsbeschwerden.
Ein Ohr. Ein Auge. Ein Blick. Einen Moment des Zulassens. Die Seele kennt den Weg, egal wie verzwickt es sich anfühlt.
Setz dich.
Nicht unter Druck.
Nur setzen und lauschen.

Zeit, den eigenen Router zu suchen und einen guten Ort dafür finden. Staub wischen, Teile wechseln, den Knopf drücken, wenn das beim Verbinden hilft.
Auf die Datenübertragung warten. Das, was ich anschließend in meiner Browserleiste eingebe, erscheint auch auf meinem Monitor. Daraus wird ein Gefühl, ein Verhalten, eine Handlung in mir und durch mich entstehen. Ich bin der Schöpfer, die Schöpferin. Was möchte ich sehen? Was brauche ich, um glücklich zu sein? Wie fühlt sich Glück für mich an?

Es geht darum, anzufangen.
Es ist alles hier.

Die Herausforderung in meinem Leben bin ich. Und wenn ich mich ihr stelle,
rette ich mich.

Manoni